Gelagerter Luku Dongdin – Abgesang auf einen Freund
Nun sitze ich hier an meinem Tisch, draußen. Ein ruhiger
Morgen beginnt mit Stille im Garten, Vögel singen, ein Flugzeug summt entfernt
wie eine Biene. Die Sonne lugt hinter einer Wolke hervor. Sie brennt schon
etwas warm aber es ist auch frisch vom Boden her, in den bewölkten Momenten.
Auf der Suche nach dem Geschmack des Gelagerten, vorbei an
feucht gelagerten Puerh, die oft mehr Stock und Schimmel offenbarten, als
fassbaren Geschmack. In der Ferne ein Pu - greis, 1965, mit einer
überraschenden Klarheit und Kraft in meiner Erinnerung, wende ich mich zurück
zu Oolongs, klassischer Verarbeitung. Und dann entdeckte ich diesen Dongding,
gelagert aus Taiwan, kein großer Name, aber mit Silber prämiert (2010). In
seiner Klarheit und Reife schon etwas Besonderes für mich, selten hervorgeholt,
habe ich ihn mehrmals geteilt und immer lobende Worte für ihn erhalten.
Jetzt sitze ich hier, einen Gaiwan ( 45ml ), am einfachen
Teetisch, die Schale gespült, den Tee erwärmt, riechen, beobachten, den Tee
waschen, warten, riechen, beobachten, aufgießen, warten, abgießen, am Tee
riechen, am Deckel und am Krug riechen, trinken, ...
Die Teeblätter riechen selbst oft nicht so interessant, wie
der Deckel des Gaiwans innen oder der Umgießkrug. Nicht umsonst wurde in der
Kungfucha der Riechbecher erfunden.
Der Tee hat eine klare bernstein-braune Farbe, es gibt wenig
Staub, die Blätter entrollen sich nur zögerlich, was an der Röstung und
Lagerung liegt. Die Blätter sind dunkel, fast schwarz und fest aber elastisch,
vielleicht an einigen Stellen etwas mürbe. Ich erkenne einige Stiele mit 2
Blättern + Spitze, wenig größere Blätter, immer noch etwas krumpelig gerollt,
selbst nach den späteren Aufgüssen.
Das Aroma ist intensiv aber nicht zu stark. Natürlich
gelagert aber nicht alt, nicht schimmlig, sehr klar, dunkle Früchte, Pflaume,
etwas Osmantus, ganz wenig Kräuter, medizinisch wie ein Hauch. Ein Geschmack,
den ich noch lange in meinem Mund mit mir herumtragen werde.
Ich wandere durch mehrere Aufgüsse mit länger werdender
Ziehzeit. Er ist nicht übertrieben ergiebig, der 5. lässt schon nach, obwohl
noch etwas zu erkennen ist.
Gute Tees in geringen Mengen zu lange aufzuheben, ist oft
ein Fehler. Jetzt werde ich mich von ihm verabschieden und den Rest demnächst
zügig aufbrauchen.
Es ist schwierig, bei dieser Erfahrung, vergleichbare Tees
zu bekommen, noch dazu in bezahlbarem Rahmen.
Oft ist es ein glücklicher Moment, den es zu fassen gilt, zu
bewahren, um dann wieder davon loszulassen, weiterzuziehen, sich erinnernd ...
Ich glaube ich weiß welchen Tee Du da beschreibst. Auch ich habe noch etwas davon rumliegen. Das ist mein Tee für zu heiße Tage. Einen Herbst wird dieser Tee bei mir vielleicht noch überleben, den Winter jedoch nicht.
AntwortenLöschenSchön geschrieben
Hab hie noch einen vergleichbaren von 2009, der fast noch fruchtiger ist, gerade in meiner Schale.
AntwortenLöschenAuch nur noch ein Rest.
Wenn da mal wieder ein Angebot kommt, könnte ich schwach werden. Ich zögere nur wegen dem Direktimport aus Taiwan...