Zu Besuch bei Jan Kollwitz - Teil 1 - Ankunft
Der Tag beginnt mit Sturm. Wolken ziehen rasend schnell über
den Himmel. Regen peitscht gegen die
Fenster. Später dann auf dem Weg nach Cismar bricht ein Sonnenstrahl durch die
dicken Wolken, einen schönen Tag versprechend.
Jetzt im Nachhinein, an meinem Teetisch sitzend, betrachte ich den erworbenen Teller in Gedanken an Absichtslosigkeit vertieft.
Als ich in Cismar anrief, einen Termin vereinbarend, machte ich mir auch darüber Gedanken, ob ich dort etwas kaufen könnte. Ich betrachtete die Bilder auf seiner Website, und saß an meinem Teetisch, überlegend, was ich brauchen, gebrauchen im Sinne von Benutzen würde, aber auch, was ich mir leisten könnte. Flüchtig kurz verfestigte sich dieses Bild von einem Teller unter meiner Teekanne, vage nur als Idee. Und dann löste ich mich wieder von diesem Gedanken, mit etwas Freude auf den kommenden Besuch.
Nun sind wir da. Ich stehe mit meiner Familie vor diesem
Ort, das „ehemalige Pastorat“, ein Haus mitten in einem grünen Garten, den ich
mir in Gedanken etwas größer vorgestellt hatte. In meinem geistigen Gepäck das
Buch von Christoph Peters, das ich vorher noch einmal gelesen hatte.
Ich trete ein und lasse den Lärm der Welt hinter mir zurück,
betrachte das Haus zwischen dem Grün, die eingewachsenen Steinplatten die zu
ihm hinführen. Der Garten wirkt gepflegt, ordentlich aber nicht typisch
japanisch. Vom berühmten Ofen ist noch nichts zusehen.
Als sich nach meinem Klingeln die Tür öffnet, erkenne ich
sofort den Herren Kollwitz selbst in seiner japanisch wirkenden Jacke, mit einem
Lächeln, einladend, Ruhe verströmend und doch auch etwas eigentümlich Erregtes.
Wie wir gleich erfahren werden, mit höflicher Entschuldigung, ist ein wichtiger
Besuch da, der seiner ganzen Aufmerksamkeit bedarf. Es geht um ein größeres
Stück für eine Ausstellung in einem Museum. Wir dürfen uns in der Zeit die
vorderen Räume betrachten, die dort ausgestellten Arbeiten selbst erkunden.
Ein Specht, der es geradezu darauf anlegt, von mir ins Bild
gesetzt zu werden, lenkt mich kurz ab. Mir ist noch nicht ganz klar, wie das in
diese Geschichte passt. Aber ich möchte das Bild dem Leser deshalb nicht
vorenthalten
Nachdem Eingang gelangen wir durch einen kleinen Flur in den
ersten Raum. Dort fällt mir sofort in
der gegenüberliegenden Ecke eine übergroße Vase mit verlaufender Glasur auf. Es
könnte sich auch um ein Vorratsgefäß ohne Verschluss handeln. Der Verlauf der
Glasur wirkt wie vorher rüber gegossen. Später werden wir dann erfahren, dass
dem nicht so ist. Sondern alles erst beim Brennen im Ofen entsteht, also die
Asche selbst durch die starke Hitze flüssig wird und herabläuft.
Dann erst öffnen sich mir die hellen, weit wirkenden Räume.
Auf niedrigen Schränken, die mit Tatamimatten belegt sind, finde ich die
verschiedensten Gefäße vor, viele Vasen, einige Platten ob rund oder eckig,
Gefäße mit Deckel, erstaunlich wenige Trinkbecher. Alles wirkt wie in einer
Ausstellung. Ich finde nicht den Mut etwas zu berühren. Blumen sind in Vasen
angeordnet, was für mich wie Ikebana wirkt.
Alle Objekte haben diese ganz spezielle Farbzusammenstellung an ihrer
Oberfläche, die eben so typisch für den Holzbrandofen (Anagama) ohne vorher aufgetragene
Glasur ist.
Für mich besonders schön ist, wie das Holz des Fußbodens,
diese abgeschliffenen Dielenbretter, mit den in den Schränken verarbeiteten
Leisten zusammenwirkt. Ja, selbst an den Heizkörpern setzt sich das in Form von
schmalen Holzrahmen fort. Alles passt sehr gut zusammen.
Es gibt viel zu sehen in den einzelnen Räumen. Aber es wirkt doch nicht überladen. Jedes Objekt hat Raum um sich zu zeigen. Ich habe den Eindruck, als wenn alles genauso stehen muss und sollte ich etwas verschieben, so würde etwas gebrochen werden.
Es gibt viel zu sehen in den einzelnen Räumen. Aber es wirkt doch nicht überladen. Jedes Objekt hat Raum um sich zu zeigen. Ich habe den Eindruck, als wenn alles genauso stehen muss und sollte ich etwas verschieben, so würde etwas gebrochen werden.
Draußen wechselt das Wetter ständig zwischen sonnig und
bewölkt. Genauso ändert sich ständig das Licht in den Räumen und erzeugt immer
wieder andere Wirkungen. Mir wird die Zeit nicht lang, so oft ich auch zwischen
den ersten beiden Räumen hin und hergehe. Der dritte Raum mit dem Kamin wird
sich mir erst später zeigen. Wir können nur kurz durch die geöffnete Tür hineinschauen.
Und gleich am Fenster links an der Tür sehe ich dann, wie unbedacht abgestellt,
etwas, was mein persönliches Interesse weckt.
Und da sich die Verhandlungen doch länger als erwartet hinziehen, werden wir dann bei weiteren um Geduld bittenden Entschuldigungen dazu eingeladen, hinten im Garten auch schon einmal den Ofen selbständig zu betrachten.
Aber dazu mehr im
zweiten Teil meines Berichtes.
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