Zum Tee mit ... zwei Romanautoren
Nun sitze ich hier an einem klaren, sonnigen Herbsttag,
draußen in meinem Garten, mit diesen zwei älteren Herren beim Tee und versuche
meine Phantasie dahingehend zu entwickeln, dass sie mir etwas von ihrer
Geschichte erzählen, obwohl sie schon seit über 40 Jahren nicht mehr leben.
Zwei berühmte Romanautoren in ihren Ländern, bei uns in
Europa eher unbekannt, traten durch jeweils ein Buch in mein Leben,
unterhielten mich mit ihren Geschichten, die so ungewöhnlich und vielschichtig
sind und sich mit Themen beschäftigen, die auch heute noch aktuell sein
könnten.
Da ist zum einen Herr Wang, Dulu aus China, von dem
ich gerade erst die englische Übersetzung seines ersten Buches „The Crain
startles Kunlun“ aus der „Crain – Iron -
Pentalogie“ lesen konnte. Aufmerksam wurde ich darauf durch den auch
international bekannten Film „ Crouching Tiger, Hidden Dragon“ , der
sich allerdings mehr auf den Inhalt des 4. Buches bezieht.
Und ich habe Herrn Yoshikawa,
Eiji aus Japan zu mir eingeladen, der mir durch seinen umfangreichen Roman „Musashi“
bekannt wurde, von dem es auch mehrere Verfilmungen gibt.
Die Idee, zwei Romanautoren zum Tee einzuladen, entstand in
diesem Blogbeitrag:
Aber diese Geschichte mit Leben zu füllen war nicht so
leicht wie gedacht.
Da ich etwas unschlüssig wegen der Teewahl war, entschied
ich mich für einen meiner bevorzugten Teesorten und gestaltete den Tisch eher
rustikal, einfach um damit nicht vom Gespräch abzulenken. Der “Wu Yi Qi Lan“ Oolong ist mineralisch
und geröstet und wärmt uns bei diesem kühlen aber trockenem Wetter auch von
innen auf.
Tragische Liebesgeschichte und überragende Schwertkampfkunst
sind die verbindenden Themen der beiden Autoren. Und beide veröffentlichten
ihre Romane fast zeitgleich als Fortsetzungsgeschichten in Tageszeitungen ihrer
Länder. Und immer wieder stellte sich die Frage, ob es nicht möglich wäre,
diesen Kreislauf aus Tod und Rache zu durchbrechen. In beiden Büchern werden
die Helden immer wieder dazu herausgefordert, sich der Übermacht einer Gruppe
zu stellen, die im Duell entstandenen Verletzungen durch immer weitere Duelle,
mit zum Teil betrügerischen Methoden fortzusetzen. Der zu jener Zeit
ausgefochtene Zweikampf mit scharfen Waffen brachte leicht ein Übermaß an
Verletzungen mit oft tödlichem Ausgang hervor. Und jede Weigerung, sich
weiterhin dieser Methode zu bedienen, wurde stets als Feigheit ausgelegt.
So zu sitzen, Tee schlürfend, die Ruhe genießend, braucht es
keiner vielen Worte, um sich zu verständigen. Beide Herren dachten sich zurück
an die Zeit ihrer Bücher, wo Tee schon genauso gern getrunken wurde, wenn auch
nicht von so vielen Menschen, viele gab es, die ihn sich oft einfach nicht
leisten konnten. So viele Fragen gehen mir durch den Kopf, so wenig ist mir
über die Autoren bekannt, über ihre Zeit, in der sie schrieben, über die Zeit,
über die sie schrieben.
Die Helden tranken Tee nur so nebenbei, ohne besondere
Hingabe und Rituale. Musashi fühlte sich eher unwohl, wenn er bei bedeutenden
Leuten zum Tee eingeladen war und sich deren gehobenen Sitten anpassen musste.
Es gibt viele idealisierte Märchen, die damals so
wahrscheinlich gar nicht stattgefunden haben. Andererseits haben Märchen oft
auch immer einen wahren Kern, der mir etwas zum Nachdenken gibt.
Mir ist nicht so wichtig, mit welchen Techniken gekämpft
wurde, wie genau sie auch in den Büchern beschrieben wurden. Und es ist auch
besser, nicht alles wörtlich zu nehmen, weil nicht bekannt ist, in wieweit die
Autoren über Kampfkunst mit Schwertanwendung Bescheid wussten.
Für mich eher interessant, wie diese „gesetzesfreien“ Leute
damals unterwegs waren, was bestimmt nicht so leicht war, wie es zu lesen ist.
Beide Herren lächeln leicht, als ich auf die Rolle der
Frauen zu sprechen komme. Es gibt starke Frauen in diesen Büchern und doch sind
oft auch Tränen mit dabei, für mich fast etwas zu viele, als ob damit immer
auch ein Unterschied zu den starken Männern beschrieben werden soll, die Tränen
nur bei wirklicher Trauer zeigten.
Interessant der Entwicklungsweg der Kampfkünstler. Mit wie
viel Fleiß sie lernten um sich zu entwickeln, welche Extreme überwunden werden
mussten. Musashi lernte wenig von Meistern, meist lehrte er sich selbst oder er
lernte erst im realen Kampf.
Im chinesischen ist sehr interessant, wie jeden Morgen
zusammen geübt wird und der alte Meister herumgeht und sehen muss, dass alle
wollen, aber nicht wirklich zum Meister geschaffen sind. Auch interessant, wie
damals jemand den Meister durch seinen Fleiß überzeugen konnte, ihm etwas
beizubringen. Heutzutage zählt oft nur das Geld, dass man reichlich zahlen
darf. Aber es gibt ja auch Gleichgesinnte, mit denen man wie im Spiel üben
kann, ohne dass es dabei zu ernsthaften Verletzungen kommen muss. Worüber die
Herren doch sehr erstaunt waren, wie auch über die modernen Möglichkeiten, sich
über größere Entfernungen auszutauschen und Leute mit gleichen Interessen zu
finden.
Ja, die Zeit verging wie im schnellen Ritt und schon hieß es
wieder Abschied nehmen.
Beide luden mich aber höflich dazu ein, bei Gelegenheit
wieder an sie zu denken und die Abenteuer ihrer Romanhelden weiter zu
verfolgen.
So werde ich noch oft an meinem Teetisch sitzen und mich für
mein eigenes Bewegen inspirieren lassen. Ob beim Tee oder auch beim Taijiquan,
dieser Fleiß und die ehrliche Ernsthaftigkeit zu verinnerlichen, auch wenn ich
mich nur zum Spaß und für meine Gesundheit bewege, den Tee gieße, würde ich
gern weiter verfolgen, ganz in der Erinnerung der Romanhelden in diesen
Büchern.
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