Xi Gui - Sheng Gushu 10 Jahre gelagert
Wenn ich junge Sheng Puerh trinke, habe ich manchmal das
Gefühl, dass mein „Bauchgefühl“ mir davon abrät. Die Gushu-jung-Sheng Puerhs
von Nan Yi aus Berlin waren da etwas freundlicher.
Deshalb versuche ich nun einen 10 Jahre gelagerten Xi Gui -
Gushu Sheng Puerh, Gushu bedeutet in dem Fall von 300 -500 Jahre alten Bäumen, den
ich direkt im Laden schon einmal kosten durfte.
Heute bei Sonne-Wolken Mix an einem schönen Herbstsonntag,
die Nachbarschaft Ruhe verströmend, sitze ich hier draußen und gieße diesen
Puerh ( 3g im 45 ml Gaiwan und heißem Wasser).
Schon die trockenen Blätter versprechen viel. Ein etwas
größeres Stück der Probe, lässt auf lockere Pressung schließen. Sie riechen
auch erwärmt angenehm nach Pu, ohne schlechte Einflüsse.
Die ersten Aufgüsse dann mit schön klarer, orangener Farbe
und angenehm, weichem, süßem Geschmack nach Kräutern und hellen Früchten,
natürlich leicht bitternd und astringierend am Gaumen und den Zungenseiten. Der
Puerh ist sehr ergiebig und bleibt geschmacklich im Mundraum lange haften.
So sitze ich nun und gieße diesen Tee immer wieder auf,
spüre seine Wärme und Energie in mir fließen, stille meinen Durst bei dieser
positiven Bitterkeit und lasse die Zeit an mir vorbeifließen. Die Aromen lassen
dann nach und ich betrachte die feuchten 2-3 fingerlangen Blätter, die
gleichmäßig, dunkelgrüne Farbe besitzen, sich elastisch anfühlen und oft längs
gerollt erscheinen.
Insgesamt also ein guter Eindruck, den dieser Tee bei mir
hinterlässt. Vielleicht, würde ich denken, könnte er noch etwas liegen, könnte
von seiner leichten Pu-reizbarkeit noch etwas in Süße verwandeln, so mir mein
Bauchgefühl rät. Aber andererseits ist er schon gut auf dem Weg und hat etwas davon, was mir an jungen Puerhs eben fehlt.
Es ist schwierig, daraus jetzt etwas für Gushu abzuleiten.
Zu vergleichbaren Puerhs aus anderen Quellen, ohne Gushu, würde ich schon etwas
darin sehen. Werde wohl noch weiter probieren müssen...
Gut, „viel Tee und heiß gießen“ ist schon eine
Herausforderung. Deshalb der nächste Versuch nach Anweisung von Nan Yi (etwas
abgewandelt) : 2g im 45 ml Gaiwan bei ca. 90° C Wassertemperatur, beginnend mit
1 Minute Ziehzeit, bei leichtem Nieselregen an diesem Tag, diesmal drin,
gemütlich am Teetisch aufgegossen.
Der Puerh wirkt etwas weicher in den Aufgüssen, bei
ähnlichem Geschmack, leichte Bitterkeit am Gaumen, die mir aber nicht so
umfassend erscheint, weniger Astringens.
Die Aufgüsse ab dem 2. relativ gleichmäßig komplex mit einer Vielzahl an Aromen und einem etwas hervorstehendem Aroma ähnlich wie Getreide, etwas malzig, ab dem 8. dann
wird’s leichter, ich verlängere die Zeit noch mal und gieße den 10. direkt
heiß, bevor ich zum Höhepunkt komme.
Dazu habe ich eine 120 ml Tonkanne vorbereitet, in der ich
den gegossenen Tee ca. 15 Minuten auf einer Kerze ziehen lassen werde. Er kocht
nicht direkt, ist aber doch sehr heiß.
Der erste Schluck dann von diesem Sud ist schockierend stark
und wild, ein Konzentrat an Aromen und Eindrücken, dem ich nur mit einem
Schluck Extrawasser begegnen kann, was den Tee wieder ins „Ordentliche“
herunterzieht.
Auch der zweite Aufguss, länger ziehen gelassen, erbrachte
einen starken Sud, der mir mit etwas Wasser sehr interessant erschien.
Und ich hab lange überlegt, was das wohl für ein spezieller
Geschmack da hinten in meinem Mund ist, bis mir der Gedanke an Lakritze kam.
Ja, das könnte es sein, ohne das Salzige, mehr auch von der Textur her.
Wenn ich nun beide Teetage vergleiche, ergibt sich ein etwas
ambivalentes Bild. Der heiße Aufguss erzeugte mehr Wärme, die mir am zweiten
Tag etwas fehlte. Die anregende Wirkung war mir dagegen am zweiten Tag fast
unangenehm höher, vielleicht durch die zwei Konzentrate. Geschmacklich war der
zweite Tag ohne Sud gesehen, angenehmer, weicher aber nicht so vielschichtig,
wie der erste Tag.
Und interessant auch mein Versuch mit 1g auf 75 ml, heiß gegossen und dann Grandpastyl getrunken. Schön leicht aber mit typischem Pu-Aroma und wenig Bitterkeit aber auch nicht so komplex.
Bei einem Besuch im Laden von Nan Yi konnte ich mich dann noch einmal ausführlich über diesen Tee, auch dazu im Vergleich mit einem nicht Gushu Puerh, austauschen und diese genießen...
Und als Nachtrag die Ankündigung von Nan Yi, 5 Verkostungen zu diesem sehr interessanten Thema Gushu bei sich zu veranstalten:
https://nan-yi-tee.de/epages/d3df5160-c9eb-4f2f-a0c5-c3e84249af1d.sf/de_DE/?ObjectPath=/Shops/d3df5160-c9eb-4f2f-a0c5-c3e84249af1d/Categories/Newsletter/Gu_Shu_Tee_Verkostung
wo dann gerade auch auf die Besonderheiten dieser Tees im Bezug auf andere, ähnliche Tees eingegangen wird.
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