Seminar, kreative Teesensorik
Der
Tag ist trüb aber noch trocken.
Leise
plätschert der Brunnen, an dem ich hier sitze, in den Heckmannhöfen, genieße
noch etwas die Ruhe, bevor ich zu Nannuoshan hineingehen werde.
Das
rinnende Wasser erzeugt eine Art tropfende Endlosigkeit, in die ich versinken
könnte.
Heute
nehme ich an einem Seminar teil, dass sich mit der Wahrnehmung von Tee
beschäftigt.
Das
Thema: KREATIVE TEE-SENSORIK, wurde so angekündigt und das sehe ich als
intensive Beschäftigung, ja fast als Arbeit, eben nicht einfaches Genießen ohne
aktive Beteiligung.
Nach
einem leichten, gelben Tee um den Mund zu spülen und einer kurzen Einleitung,
ging es gleich los mit den 5
Geschmacksqualitäten: süß, sauer, salzig, bitter und umami.
Dazu
wurden in 5 Teeschalen unterschiedliche Teesorten aufgegossen. (3g, ca. 500ml
heißes Wasser, ziehen lassen ohne Zeitbegrenzung)
Zuerst
konnten wir dann mit dem Löffel riechen und dann mit diesem etwas von den Tees
in unsere kleine Trinkschale schöpfen, um zu probieren, jeden Tee einzeln
einschöpfen, schlürfen, wirken lassen. Und dann kann ich dem nachspüren, etwas
schmecke und es mit Erinnerungen vergleichen. Und im Zweifel noch mal
einschöpfen, schlürfen, wirken lassen …
Vielleicht
von umami – Sencha abgesehen, war es für mich schon nicht leicht, die
Geschmacksrichtungen richtig zuzuordnen. Der Shengpu war zum Beispiel als
bitter eingeordnet. Ich konnte aber auch eine gewisse Süße erkennen. Aber das
ist eben Tee. Der lässt sich nicht einfach so schematisch einpressen.
Weiter
ging es dann mit dem Fokus auf Textur.
Und damit ist so etwas wie zum Beispiel wässrig, weich, ölig oder mehlig
gemeint. Ich merke, wie wichtig es ist, sich erst einmal auf eine gemeinsame
Sprache zu einigen. Wir haben uns dann auch über den Unterschied von Textur und
Intensität unterhalten.
Es
wurden immer kleine Zettel ausgeteilt, auf denen die entsprechenden Beschreibungen
aufgelistet waren.
Dazu
wurden 5 weiße Tees nach dem gleichen Verfahren, wie im ersten Abschnitt
aufgegossen.
Da
ist natürlich ein 2014er Yin Zhen spritziger und rauer als ein Bai Mudan von
2007, der weicher und samtiger daherkommt. Aber dass der Shou Mei von 2011
mehlig und pudrig war, konnte ich so eher nicht erkennen.
Aber
immer auch spielt die persönliche Wahrnehmungsfähigkeit eine große Rolle, die
ja auch erst einmal geschult werden muss.
„Tee
ist nicht Mathematik“ sagte Gabriele daraufhin zu uns und wir kombinierten
damit also Systematik und Phantasie.
Im
dritten Teil ging es dann um den Geschmack.
Und dazu gab es Taiwan – Oolongs, wieder genauso aufgegossen, wie im ersten
Teil. Mit Hilfe eines Aromarades galt es dann in bestimmten Ebenen,
Geschmacksrichtungen zu erkennen.
Also
war dann der Rouguin mit Zimt und heiß in Richtung scharf oder der Alishan eben
blumig und der Jin Xuan süßlich und milchig zu erkennen, um nur Beispiele zu
nennen.
Das
Aromarad ist eine weitere Abstimmung von gemeinsamen sprachlichen Elementen, um
sich den Austausch von Wahrnehmungen zu erleichtern. Dazu kommt dann aber auch
die eigene Erfahrung. Welche Aromen habe ich schon einmal so wahrgenommen. Und
welche Erlebnisse sind damit verknüpft. So entsteht für jeden ein eigenes
Gesamtbild. Und das drückt sich dann auch wieder in den
Geschmacksbeschreibungen aus.
Natürlich
kann man in zwei Stunden nicht erwarten, komplett in das Thema einzusteigen.
Aber ich habe viele Inspirationen für mein eigenes Teeerleben mitgenommen.
Zum
Abschluss dann, quasi als Rückschritt hin zum Genuss, gab es dann noch einmal
den im ersten Teil mit heißem Wasser gestressten Yunsi – Grüntee. Als Kungfucha im Porzelangaiwan gegossen, kam er
sehr schön zur Geltung und war nicht so bitter, obwohl er ja eigentlich der
Geschmacksqualität „salzig“ zugeordnet werden sollte. Jetzt konnte ich mich
wieder der anfänglichen Ruhe hingeben, leicht angeregt zwar noch von dem vielen
Tee, aber auch in Vorfreude auf meine zukünftigen Teesitzungen am eigenen
Teetisch.
Zusammenfassend
würde ich sagen, dass neben dem einfachen Erlebnis, zum Beispiel der Kungfucha
als Methode, immer mal wieder auch die Beschäftigung mit der Wahrnehmung der
Aromen des Tees erlebt werden sollte. Für mich sind das zwei Seiten des
gleichen Weges, die oft auch einfach ineinander greifen.
Und
solche Seminare sind eine wichtige Hilfe und Unterstützung dabei, und ich werde
sicherlich mal wieder an vergleichbaren teilnehmen.
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